Roswitha Meikl (1954 – 2021)

erstellt am 30.07.2021
Volksliedwerk

Traurig im Herzen, aber dankbar für die gemeinsamen, so produktiven Jahre nehmen wir Abschied von der Vorsitzenden des Salzburger VolksLiedWerkes Roswitha Meikl, die am 29. Juli 2021 verstorben ist.

Die Möglichkeit zum stillen Abschied besteht am Mittwoch, dem 18. und Donnerstag, dem 19. August in der Aufbahrungskapelle in Abersee.

Seit frühester Jugend innerhalb der Salzburger Volkskulturszene sozialisiert, sang sie bald schon beim Salzburger Volksliedchor und machte nebenbei gemeinsam mit Philipp Meikl und Franz Rinder als „Pongauer Okarinamusi“, „Junge Pongauer“ und „Pongauer Dreigesang“ von sich reden. Okarina und Schwegel blieben ihre bevorzugten Instrumente, geschwegelt hat sie auch auf der Bühne des Salzburger Adventsingens. Auch in ihrer Berufsausbildung suchte sie stets die Musik – nach der Matura am musischen Zweig des BORG Nonntal verband sie ihre Volksschullehrerausbildung mit Nebenstudien in Chorgesang und Klavier an der Universität Mozarteum.

Seit den 1980er-Jahren widmete sich Roswitha verstärkt der musikalischen Früherziehung, dem Singen und Musizieren mit Kindern und vor allem der dahingehenden Ausbildung von LehrerInnen und KindergartenpädagogInnen. Zahlreiche Initiativen, Veranstaltungen, Lehrbehelfe und Liederbücher – das damals bekannteste davon die Sammlung „Bigga Bogga Besenstiel“ – gingen von ihr und ihrem damaligen Mann Philipp aus. 1997 schließlich wurde sie über Antrag des damaligen Vorsitzenden Harald Dengg in den Vorstand des Salzburger Volksliedwerkes kooptiert. In dieser Zeit oblag ihr unter anderem die Organisation der groß angelegten österreichweiten Arbeitstagung „Mit allen Sinnen“ im Mai 1998 in Salzburg, in deren Rahmen die gleichnamigen Schulprojekte präsentiert und analysiert wurden und neue Impulse, sowie breite Resonanz in der Öffentlichkeit erhielten.

Im Jahr 2000 wurde sie zur Schriftführerin des Salzburger Volksliedwerkes gewählt und trat erstmals nicht nur als Lied- und Jodlervermittlerin, sondern – bei der Feldforschung Lammertal 2001, in der die dortige musikalische Volkskultur untersucht wurde – auch als Feldforscherin in Erscheinung. Damit geht einher, dass sie über ihre vielfältigen Vermittlungsprojekte hinaus verstärkt Kontakt zur österreichischen Volksmusikforschung suchte, namentlich zu Gerlinde Haid und Rudi Pietsch vom Institut für Volksmusikforschung an der Musikuniversität Wien, mit denen sie über Jahrzehnte hinweg in stetem Austausch stand.

2005 schließlich schlug Harald Dengg sie als seine Nachfolgerin vor und sie wurde von der Generalversammlung zur Vorsitzenden des Salzburger VolksLiedWerkes gewählt – wobei erstmals in der Geschichte der volkskulturellen Landesverbände eine Frau an der Spitze eines Landesverbandes stand. In groß angelegten Arbeitstreffen, zu denen Interessenten und langjährige engagierte Volksliedwerk-Mitglieder gleichermaßen geladen waren, suchte sie zunächst die Richtung für die kommenden Jahre auszuloten, einen Konsens zwischen Forschungs- und Vermittlungsprojekten zu finden und Synergieeffekte auszunutzen. Erstes gelungenes Ergebnis dieser Arbeit als Vorsitzende war das Tobi-Reiser-Symposion 2007, dem u.a. ein „Hiatabuam“-Treffen und Zeitzeugeninterviews vorausgegangen waren, aber auch die Veranstaltungen im Umfeld der Feierlichkeiten „100 Jahre Salzburger Volksliedwerk“ im Jahr 2008, die leise mit „Klingenden Kostbarkeiten aus den Bundesländern“ begannen und im Kongress „Jodeln und Singen“ auf der Festung Hohensalzburg einen klangvollen Höhepunkt erreichten. Parallel dazu brachte sie die heute immer noch erklingende „Salzburger Straßenmusik“ auf den Weg, die prompt mit dem Salzburger Volkskulturpreis ausgezeichnet wurde.

Eines ihrer Hauptanliegen blieb jedoch weiterhin die Vermittlung von Volkslied und Volksmusik an den Schulen. Im Rahmen der österreichweiten „Mit allen Sinnen“-Projekte war sie verantwortlich für die Salzburger Schulen und konnte mit diesen gemeinsam viele Tonträger- und Liederbuchprojekte umsetzen, von denen noch heute etwa Liederbuch und CD „Bin a  kloans Schlankale“ (2007), das Lungauer Liederbuch und die CD „Sing ma mitanònd“ (2014–2016) oder das „Loigåmer Liederbuch“ (2017) Zeugnis ablegen.

Neben zahlreichen weiteren Vermittlungsprojekten, Veranstaltungen und Fortbildungen (Voixtronik, Fit für Kathrein u.v.m.) hatte sie immer auch im Blick, dass der Arbeitsauftrag des Volksliedwerkes über reine Vermittlungstätigkeit hinausgehen und gleichwertig auch Sammlung und wissenschaftliche Dokumentation beinhalten muss. So war einer ihrer ersten Schritte im Jahr 2005, die bis dato ehrenamtlich abgewickelte „Archivleitung“ des Salzburger Volksliedwerkes in ein Angestelltenverhältnis zu überführen, was wesentlich zur notwendigen Vernetzung mit den anderen österreichischen Volksliedarchiven und zur Professionalisierung der Arbeit beitrug. Bei allen wissenschaftlichen Projekten war sie stets kritische Begleiterin, mahnte auch aus der Sicht der Praktikerin pädagogisch-didaktische Seiten von Symposien und wissenschaftlichen Publikationen ein. In den letzten Jahren verstärkte sich ihr Interesse für die archivalisch-reflexive Arbeit im Volksliedwerk und sie nahm in kleineren Beiträgen und Vorworten wortgewandt, kurzweilig aber fundiert zum Thema Stellung, zuletzt im Harmonikaheft „Salzburger Stückln aus dem Spielgut von Tobi Reiser“ 2020.

Eine ihrer letzten Initiativen war die digitale Feldforschung „Corona kreativ – Singen, Musizieren und Tanzen daheim“ während der Zeit des ersten Lockdown 2020. Noch vor wenigen Wochen vermittelte sie „nebenbei“ die Schenkung eines großen volksmusikalischen Nachlasses an das Salzburger Volksliedwerk.

Roswitha, wir danken dir für die intensiven und bereichernden gemeinsamen Jahre!

Wolfgang Dreier-Andres, im Namen des Vorstandes und der Mitarbeiter des Salzburger VolksLiedWerkes

 

Anstelle von Kranz- und Blumenspenden bitten wir im Sinne von Roswitha um eine Spende für das Mozarthaus in St. Gilgen.
IBAN: AT64 3505 6000 0006 0863

Die Traueradresse für Kondolenzschreiben:
Familie Meikl
Gschwendt 277,
5350 Strobl

 

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