öffentliches Schreiben des Landesverbandes

erstellt am 28.10.2021
Heimatvereine

Wir als Vorstand vom Landesverband der Salzburger Heimatvereine sehen es als unsere Pflicht an, lautstark stellvertretend für unsere 368 Vereine mit über 30.000 Mitgliedern in allen Salzburger Gauen die Stimme zu erheben.

Seit Beginn der Corona Pandemie hat es sich der Landesverband gemeinsam mit dem Forum Salzburger Volkskultur zum Ziel gemacht, Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Vereinen (sie teilen sich in unterschiedlichste volkskulturelle Betätigungsfelder auf) die Durchführung von Aktivitäten zu ermöglichen.

Es geht hier um aktives Vereinsleben zu denen Proben und Auftritte zählen aber auch darum, die damit verbundenen unverzichtbaren sozialen Kontakte, quer durch jede Alters- und Bevölkerungsschicht, zu pflegen. Kontakte und Austausch - die den Menschen in Zeiten wie diesen eigentlich Rückhalt und Stabilität geben sollten, mussten auf ein Minimum reduziert werden. Verantwortungsvoll wurden diese Vorgaben aus den "Maßnahmenempfehlungen" mitgetragen, um den nächsten Vereinskollegen vor der Ansteckung mit Covid19 zu schützen.

Viele Bräuche in den Regionen, die tief in den Menschen verwurzelt sind und seit Generationen Identität verleihen, durften nicht und wenn dann nur in abgespeckter Form stattfinden. Damit verbundene Treffen von Gleichgesinnten konnten nicht im gewohnten Ausmaß (reduz. Personenanzahl) abgehalten werden. Ein Großteil der Jubiläumsfeste und Veranstaltungen wurde aufgrund der langen Planungsunsicherheit mehrfach verschoben bzw. zur Gänze abgesagt, da sich die durchführenden Vereine nicht in der Lage sahen, den personellen und finanziellen Mehraufwand zu stemmen. Funktionäre wären mit allen Risiken der Durchführung voll haftbar.

Bei vielen Gesprächen mit politisch verantwortlichen Personen (alle Fraktionen) wurde stets und das schon vor Beginn der von allen ungewollten Pandemie, darauf hingewiesen, dass die Vereine das Rückgrat unserer Gesellschaft sind. Die Vereinsverantwortlichen werden bei jeder Gelegenheit als Säulen der volkskulturellen Vereinigungen hochgelobt. Alles nett, alles schön - doch Fakt ist, dass es in den vergangenen zwei Jahren aufgrund entsprechender Perspektivlosigkeit leider auch zur Auflösung von einigen Vereinen gekommen ist.

Wir möchten ausdrücklich betonen, dass es der Disziplin und den Führungsqualitäten unserer Vereinsvorstände und der gegenseitigen Rücksichtnahme der Mitglieder in den Vereinen geschuldet ist, dass es in unseren Kreisen, und darauf sind wir als Verband besonders stolz, nie zu Clusterbildungen und Ansteckungen gekommen ist. Wir sind uns der Verantwortung gegenüber den Nächsten durchaus bewusst, auch wenn dies mit vielen persönlichen Entbehrungen verbunden ist. Unsere Mitglieder sind teilweise geimpft, genesen - und testen auf freiwilliger Basis vor der Zusammenkunft mit VereinskameradInnen zusätzlich. Mehr wollen und können wir nicht verlangen!

Aus diesem Grund ist es sicher legitim, dass uns viele Funktionäre mit ihrem Ärger konfrontieren, den wir gerne in einigen Beispielen darlegen möchten. Vor allem die Ungleichbehandlung stößt vielen von ihnen sauer auf und ist für uns als Verbandsverantwortliche sehr schwer zu argumentieren. z.B

·         Warum Proben des Alt Salzburger Fackeltanzes mit Teilnehmern aus unterschiedlichen Vereinen stattfinden können im Vergleich - Proben eines Ortsvereines aber nicht. (In Vorarlberg ist der Volkstanz beispielsweise mit sportlichem Tanz gleichgesetzt worden)

·         Wie kann es sein, dass der Rupertikirtag mit der Schaffung einer Veranstaltungsstätte außen um das Veranstaltungsgelände unter komplett anderen Voraussetzungen abgehalten wurde (Die Zahlen waren weitaus niedriger als jetzt) als der 47. Salzburger Christkindlmarkt, bei dem es lt. Verordnung des Bundes (Sonderregelung für Weihnachtsmärkte) nur zu Kontrollen bei Verköstigungsständen kommen soll. - Unsere berechtigte Frage: Gibt es denn beim Christbaumschmuck oder dem Weihrauchmännchen kein Corona?

·         Bei der Planung der, bei der Bevölkerung und Gästen, sehr beliebten Krampus- und Perchtenläufe wird man von den Behörden mit der neuen Verordnung solange hingehalten, dass ein Veranstalter in der noch zur Verfügung stehenden Zeit nie in der Lage ist, alle für eine Durchführung notwendigen Planungen bis zum Saisonhöhepunkt des Vereines zeitgerecht zu erfüllen. Ende November des Vorjahres wurden in einer sehr schwammig formulierten Sonderregelung für Nikolausbesuche (kein Wort vom Krampus stand da drinnen sondern nur von Begleitern.) möglich gemacht.

·         Für die Durchführung der Pongauer Perchtenläufe im Stadtgebiet St. Johann im Pongau sowie in den Gemeindegebieten von Bad Gastein und Bad Hofgastein (die Gasteiner Perchten haben UNESCO-Weltkulturerbestatus) wurde uns wiederum von den politisch Verantwortlichen in Salzburg vollste Unterstützung zugesichert, nachdem die Bezirksverwaltungsbehörden ihre Zuständigkeiten an die Politik weitergegeben haben. - letztendlich hoffen wir von den Gauverbänden der Heimatvereine das Beste. G-Kontrollen für Zuschauer sind hier auf keinen Fall durchführbar.

·         Wie geht es im Winter/Frühjahr weiter. (Div. Bälle. Gschnas, Schnalzerveranstaltungen, Landesjahrtag, Osterbräuche, Frühlingstanzln uvm.)

Es beweist uns leider immer wieder, dass bei vielen Dingen mit zweierlei Maß gemessen wird und der Informationsfluss nirgends so funktioniert, dass unsere Funktionäre damit konstruktiv arbeiten und planen können. Uns wird oftmals die Frage gestellt, welche Interessen die Gesetzgeber mit Ihren Maßnahmen/Entscheidungen verfolgen? Bei uns im Ehrenamt geht es um mehr als wirtschaftlichen Profit und Profilierung, Konkurrenzdenken ist uns fremd, da wir das Miteinander pflegen. Für unsere Vereine geht es um Menschen und Wertigkeit sowie die Freude an Bräuchen und Volkskultur für die Nachwelt zu bewahren.

Wir brauchen ganz dringend kompetente Informationsstellen für Veranstalter - evtl. angesiedelt in der Servicestelle Ehrenamt, wo Vereinsfunktionäre Antworten auf Ihre Fragen erhalten. Für rechtliche Beratungen reicht die Geschäftsstelle unseres Verbandes, die grundsätzlich als Servicestelle für Vereine gilt, nicht aus.

Wir fordern sicher nichts Unmögliches, sind uns voll im Klaren, dass Sie in Sachen Planungen und Entwicklungen nicht vor einer Kugel der Weisheit sitzen, die die Zukunft voraussehen kann. Es ist uns auch klar, dass die jeweiligen Infektionszahlen in den Regionen ausschlaggebend sein werden. Wir fordern lediglich Gleichbehandlung und Wertschätzung in Taten und nicht in Worten in allen kulturellen Bereichen. Es wäre außerdem mehr als wünschenswert, wenn wir die Möglichkeit erhalten könnten unsere Vorstellungen von Zeit zu Zeit im direkten Gespräch vorzubringen, sodass Gedanken aus dem Volk unter Berücksichtigung ihrer Ängste und Bedürfnisse in ihre Entscheidungen einfließen können. Es braucht dringend Nachvollziehbarkeit und Menschlichkeit.

Wir verbleiben mit der Hoffnung auf Taten und sind für Gespräche jederzeit gerne bereit!

Stellvertretend für die Salzburger Heimatvereine

Hannes Brugger, Landesobmann
Cäzilia Althuber, Landesobmann-Stv.in
Eduard Fuchsberger, Landesobmann-Stv.

Für die Gauverbände

Elfriede Forsthuber, Flachgau
Hannes Niedermayer, Stadt
Wolfgang Eßl, Lungau
Hans Strobl, Pongau
Edi Leitner, Tennengau
Bernhard Fuchs, Pinzgau

 

Das Schreiben als PDF.

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