Neues Buch: "Schönperchten – Pinzgauer Tresterer“

erstellt am 14.12.2020

 

Dokumentation eines Brauches in Geschichte und Gegenwart

„Schönperchten – Pinzgauer Tresterer“

Ein brandneues Buch zu einem faszinierenden alten Pinzgauer Brauch im TAURISKA-Verlag

 Wenn die „Schönperchten“ um den Advent bis zum Dreikönigstag mit dem feder- und bänderverzierten Kopfschmuck und in ihren auffälligen Kostümen gemeinsam mit den „Schiachperchten“ als Vorhut Innergebirg ausströmen, ist das alljährlich ein geradezu geheimnisvolles Ereignis für die Bewohner von Stuhlfelden, Zell am See, Bruck/Gl., Saalfelden und Unken. Denn genau in diesen fünf Ortschaften sind sie heute aktiv: die Tresterer, deren Auftritte seit 1841 bis heute für den Pinzgau durchgehend belegt sind. Um 1909 hat die „Alpinia Salzburg“ den Tresterer-Tanz als den Höhepunkt des umfangreichen Brauchgeschehens in einer leicht abgewandelten Form vor allem für touristische Aufführungen in die Stadt Salzburg übernommen. 2013 wurde der „Tanz der Alpinia-Tresterer“ in das Verzeichnis zum Immateriellen Kulturerbe in Österreich der UNESCO aufgenommen. Aufgrund unterschiedlicher Anschauungen bezüglich der Deutung zwischen Wissenschaft und Brauchtumsträgern haben sich die Pinzgauer Vereine unter der Federführung des Vereins TAURISKA zusammengeschlossen und in einem vierjährigen Projekt einer intensiven Aufarbeitung von Geschichte und Gegenwart des Brauches im Pinzgau wie auch in der Stadt Salzburg gewidmet. Just im Monat mit den ersten Raunächten ist nun der über 300 Seiten starke Band „Schönperchten – Pinzgauer Tresterer. Dokumentation eines Brauches in Geschichte und Gegenwart“ erschienen.

In dieser umfassenden Dokumentation wurden akribisch genau anhand der schriftlichen, mündlichen, ikonographischen und choreographischen Quellen die Herkunft und Deutung des Tanzes aufgearbeitet. Dies durch den Salzburger Musik- und Tanzwissenschaftler Michael Malkiewicz, der sich aus unterschiedlichen Perspektiven und Methoden – von Archivquellen bis hin zu mündlichen Mitteilungen von Gewährspersonen und nicht zuletzt auch durch Fragen zur Etymologie – mit dem Tanz und seiner Deutung auseinandergesetzt hat; dann durch die Leiterin des Salzburger Volkskundemuseums Ernestine Hutter, die sich mit den heutigen Gruppen sowie den historischen und aktuellen Kostümen befasste; schließlich durch den Ethnologen und Universitätsprofessor Manfred Seifert aus Marburg, der zu Themen wie Klangästhetik und Körpererleben der Tresterer recherchierte. Mit Günter Mayrhofer und Lukas H. Schmiderer kamen auch Tresterer selbst mit eigenen Beiträgen zu Wort.

 

Wissenschaftler und Brauchtumsträger an einem Tisch

Dass hier ein interdisziplinäres Forscherteam mit den Akteuren intensiv zusammengearbeitet hat, gibt diesem Buch eine ganz besondere Note. Dabei handelt es sich um alles andere als trockene Materie. So reflektieren die heutigen Tresterer selbst in spannender Weise ihr geheimnisvoll anmutendes Treiben – mit den federnden Tanzbewegungen und dem einzigartigen Stampfrhythmus auf den klingenden Holzböden. Sie schildern, wie sie durch den Tanz in den richtigen „Flow“ kommen und ihre Inszenierung als überaus faszinierend, ja magisch empfinden. Über 250 beeindruckende Bilder führen den Leser auch visuell ansprechend von der frühesten Geschichte bis in die jüngste Gegenwart.

Für die Initiatoren und Herausgeber, Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter vom Verein TAURISKA, war dieses vierjährige Buchprojekt eines der aufwändigsten ihrer über 30jährigen Vereinsgeschichte, aber auch eines der ergiebigsten. Entstanden war es übrigens, nachdem die Künstlerin Diala Brisley in Stuhlfelden das Bild einer Frau mit dem typischen Kopfschmuck der ansonsten rein männlichen Tresterer im öffentlichen Raum gemalt hatte: „Das machte uns neugierig. Wir wollten mehr wissen, wie die Gruppen organisiert sind und wie sie ihren Brauch selber wahrnehmen. So wandten wir uns an die Pinzgauer Tresterer und kamen an dieses wunderbare Thema, das uns nicht mehr losließ“, so die Vötters.

Aufgrund der sehr detaillierten und mit vielen Quellen untermauerten Recherche können die Pinzgauer Vereine nun mit gutem Gewissen ihre bislang überlieferte Deutung fortsetzen: Ein Bezug des Trestererbrauches zur Getreidewirtschaft ist eindeutig gegeben, wogegen sich für die – in Zusammenhang mit der Einreichung zum Immateriellen Kulturerbe – zuletzt aufgestellte Deutung des Weinaustretens keine Belege finden. Während früher das Brauchtum den Grenzbereich zwischen Raunächten und Faschingsbräuchen sicherlich tangierte und teilweise auch touristischen Zwecken diente, haben sich seit der Wiederbelebung 1963 alle Vereine im Pinzgau wie auch die „Alpinia Salzburg“ auf eine Aufführung in der Zeit vom 8. Dezember bis zum 6. Januar verständigt.

 

Das Buch „Schönperchten – Pinzgauer Tresterer“ ist zum Preis von € 45,00,- im guten Fachhandel oder direkt beim Verein TAURISKA erhältlich.

Mit Beiträgen von Ernestine Hutter, Michael Malkiewicz, Günter Mayrhofer, Lukas H. Schmiderer, Manfred Seifert, Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter.

Hardcover, Fadenheftung, Format 25,2 x 23,4

308 Seiten und 255 Farb- und Schwarz/Weiß Fotos

ISBN: 978-3-901257-61-2

Verkaufspreis € 45,00

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