Sepp Forcher (1930 – 2021)

erstellt am 20.12.2021

Er war Bergführerkind, Arbeiter, Träger, Bergsteiger, Moderator, Buchautor, Philosoph und vieles mehr. Sein geschärfter Blick auf die Volkskultur, nicht zuletzt auf die musikalische Volkskultur war das Ergebnis jahrzehntelangen Vergleichens und großen, autodidaktisch erworbenen, hart erarbeiteten Hintergrundwissens. Bezog er einmal einen Standpunkt oder urteilte über Kultur, Kunst und Musik, äußerte er sich mitunter schonungslos, aber vor allem auch offen und ehrlich. Jetzt ist Sepp Forcher, nur drei Wochen nach seiner Frau, im Alter von 91 Jahren in Salzburg gestorben.  

„Wenn die Landschaft danach ist“, äußerte er sich einmal bei einem Kongress über Natur und Volksmusik, „dann ist der Eindruck, den die Musik davon macht, auch so. Es ist ein Unterschied, ob hier drinnen jetzt noch ein paar Gruppen musizieren und singen, oder ob sie dies auf einer Alm oben tun, ganz gleich, ob es regnet oder nicht; wenn das Feuer knistert, statt dem Elektroherd-Brummen. Dies geht nie spurlos an mir vorbei.“

Mit starken Bildern zu arbeiten, um Menschen etwas zu vermitteln, das konnte Sepp Forcher wie kaum ein anderer. Nicht umsonst teilte er seine Einblicke in Volkskultur und Volksmusik nie ohne wunderschöne Aufnahmen der zugehörigen Landschaft. Den Vorwurf der Schönfärberei ließ er dabei nicht gelten – „ich betrachte meine Aufgabe so, dass ich sage: ‚Leute, schaut es Euch an, wie schön dies ist‘, weil ich mir denke, dann wird Euch auch auffallen, wie hässlich manches andere ist.“

Es dürfte in Österreich niemanden geben, der in Schrift, Ton und Bild so vieles zur Volkskultur zusammengetragen und für ein interessiertes Publikum in starken Bildern und Beiträgen aufbereitet hat wie Sepp Forcher. Dabei vergaß er, von Kindesbeinen an in den Bergen lebend und mit ihnen und ihrer Schönheit vertraut, nie auf die scheinbar entlegenen Winkel und dokumentierte Kultur, Lebensweisen und Musik auch an Orten, an die ein „Durchschnitts-Moderator“ wohl nie mit einem Filmteam gelangt wäre, weil er es nicht der Mühe wert gefunden hätte – Forcher hingegen hob auch und gerade dort seine Schätze, kleine, regionale Kostbarkeiten, die schließlich zusammengenommen ein wertvolles Mosaik der Volkskultur und der Landschaft Österreichs und Südtirols darstellen. Damit hat er ein reiches Erbe hinterlassen, für das wir dankbar sein können.

(Dr. Wolfgang Dreier-Andres)

 

 

Zurück