Seminar für Chorleitung und Chorgesang in Goldegg

erstellt am 10.03.2023
Chorverband Salzburg

Erfahrungsbericht Seminar für Chorleitung/Chorgesang 2023 von Elisabeth Zeiler

Singen und gemeinsam klingen

„Goldegg im Pongau“ – „Noch nie davon gehört!“, so ging es mir bis vor Kurzem auch. Naja, ich hatte zwar von Freundinnen von einem Chorseminar gehört, das gut sein sollte, aber habe nicht unmittelbar daran gedacht es selbst zu besuchen und wusste auch nicht, dass es gar nicht so weit von dem Ort gelegen ist, an dem ich schon mal einen Sommer lang für mich sehr prägende Erfahrungen machen durfte – bis mich die Schwägerin einer guten Freundin anrief und mir von diesem Seminar für Chorleitung und Chorgesang erzählte. Es sollte ein Familiengeschenk für ihre Schwägerin und unsere gemeinsame Freundin werden. Da habe ich nicht lange überlegt und Ute Buchner wegen der Anmeldung kontaktiert. Vom ersten Augenblick an, war es ein sehr nettes Gespräch am Telefon und ich merkte sofort, dass Ute Buchner sich sehr bemüht und umso kompetenter um die Anliegen der Teilnehmer und um das Seminar kümmert und wie sich später herausstellte mit voller Hingabe organisiert.

Die Zeit bis zur Abreise nach Goldegg verging wie im Flug. In der Zwischenzeit stellte sich auch heraus, dass ich erst am Montagabend nachkommen konnte, da ich noch einen wichtigen Termin in Wien hatte, der sich nicht verschieben ließ. Aber das tat der Sache keinen Abbruch, ich freute mich auf eine gemeinsame Woche mit meiner Freundin. Was für eine schöne und bereichernde Zeit auf mich zukommen würde, ahnte ich noch nicht. Meine Ankunft gestaltete sich also ganz unkompliziert, nachdem ich mein Gepäck in meiner Unterkunft abgestellt hatte, kam ich zur abendlichen Kursperiode im Plenum mit Gerald Wirth nach. Es wurde schon geprobt als ich den Kematensaal betrat und mich leise auf einen freien Platz setzte. Ich war fast etwas von der Vielseitigkeit des Repertoires überrascht, die Gerald Wirth mitgebracht hatte. Das Erste, was mir auffiel, war die Atmosphäre geprägt von einer positiven Grundhaltung im Raum mit einem Hauch abendlicher Workshopmüdigkeit, wie das nach einem langen Tag eben so ist. Aber die Musik hatte mich mit ihren Rhythmen und Melodien recht bald wieder mitgerissen.

In den folgenden Tagen folgte ein dichtes Programm, ich hatte mich für den einen oder anderen Workshop angemeldet und auch die Möglichkeit der Privatissima in Anspruch genommen. Gordon Hamilton, der zweite Referent, neben Gerald Wirth, zog uns mit seiner Leidenschaft für Klänge und seiner Hingabe für Musik und Harmonien mit in den Bann. In seiner motivierenden Art und seinem Humor brachte er uns näher, worauf es für ihn in der Chormusik, beim Dirigieren und Chorleiten ankommt. Er fand zu jedem, der sich nach vorne hinter das Notenpult wagte, einen Zugang und hilfreiche Tipps und Tricks ohne denjenigen bloßzustellen. Gerald Wirth war bemüht uns alle seine mitgebrachten Lieder vorzustellen und uns dazu anzuregen ein Gefühl und eine musikalische Vorstellung dafür zu entwickeln und erweiterte damit unser Tonalitätsverständnis erneut. Für Berührungsangst mit fremden Sprachen blieb keine Zeit, denn bei nahezu jedem Lied standen Silben unter dem Notentext, die wieder eine andere Sprache ergaben. Am Mittwochabend stieß ein weiterer Referent nochmal dazu, Moritz Guttmann, der am Sonntag für Gordon Hamilton übernommen hatte, wie ich erfuhr. Moritz Guttmann ließ mit seiner humorvollen Art, ausreichend Energie und seinem mitgebrachten Repertoire (vor allem verschiedene Stücke aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern) die leichte Trägheit der Gruppe nach dem Abendessen verschwinden und hinterließ viel Freude und Aufgewecktheit.

Ich habe die Möglichkeit der Privatissima bei beiden Referenten genutzt und bin aus beiden Einheiten sehr motiviert und mit überaus hilfreichen neuen Anregungen hinausgegangen, die ich dann in den folgenden Chorleiter- und Plenumseinheiten umsetzen konnte.
Das Ensemble junger Stimmen war ein Zusammenschluss aus einer jungen sehr begabten und kompetenten Chorleiterin (Rafaela Seywald) und jungen und junggeblieben Stimmen, die allesamt eine hohe stimmliche und chorische Vorbildung aufweisen konnten. Die Probendynamik, die Rafaela Seywald an den Tag legte, war mitreißend und die Literatur sehr spannend und vielseitig von Purcell bis John Lennon. Außerdem nahm ich noch an dem Workshop „Baukasten zum Nachsingen von Popsongs“ teil (Alexander Pacha und Jonathan Meyns), der sehr anregend und praktisch orientiert war. Anhand eines konkreten Beispiels brachten uns die Workshopleiter mit einem chronologischen Leitfaden ein sinnvolles Prinzip näher, anhand dessen man Arrangements von Popsongs entwickeln kann. Gemeinsam in Gruppen unterhielten wir uns über die Möglichkeiten und probierten diese dann auch gleich mit viel Freude aus. Weitere Workshops, die angeboten wurden, waren „Internationale Kinderlieder“ mit Tobias Kremshuber, „Line dance“ mit Franz Schubert und „Volkslied“ mit Tobias Winter. Weiters gab es noch die Möglichkeit für Dirigier-Anfänger die „Dirigier-Startups“ bei Hermi Aichinger zu besuchen. Die Gesangspädagogen Andrea Schwarz und Johannes Forster boten die Möglichkeit an, sich in 20-minütigen Einheiten stimmtechnisch bei Ihnen weiterzuentwickeln. Und neben dem Ensemble junger Stimmen hatte sich auch noch der „Gospels and more“-Chor unter der Leitung von Wolfgang Nening zusammengefunden. Auch am Nachmittag herrschte also täglich reges Treiben im Schloss Goldegg.
Erst am Donnerstagabend stellte sich heraus, dass ich am Freitag doch auch bei dem Abschlusskonzert dirigieren sollte, denn es waren noch zwei Stücke unbesetzt und Ute Buchner trat an meine Freundin und mich heran. Es war ein etwas spannendes Unterfangen, da wir beide diese beiden Stücke noch nie in den vorangegangenen Einheiten dirigiert hatten. In der Abendeinheit im Plenum übten wir dann die Stücke und gingen voller Elan in den Konzerttag hinein. Durch die Unterstützung der zwei Referenten auch bei der Generalprobe, die uns als äußeres Auge behilflich waren (unabhängig davon aus welchem Repertoire der beiden wir Stücke dirigierten), war es möglich nochmal viele Anregungen und Feedback mit in das Konzert zu nehmen.

Vor Beginn des Seminars hatte sich herausgestellt, dass ein Studienkollege und guter Freund auch in Goldegg teilnehmen würde. Aber das ich darüber hinaus noch eine weitere sehr liebe ehemalige Studienkollegin treffen würde und noch so viele andere musikbegeisterte, nette junge Menschen, hätte ich nicht erwartet. Es entstand sofort eine freundschaftliche Atmosphäre und ich wurde herzlich in die Gruppe, die sich größtenteils schon sehr vertraut war, aufgenommen. Mit ihnen wurde auch so manche Nacht zum Tag! Aber es war nicht nur die Verbindung zwischen uns jüngeren Leuten, sondern auch der Austausch mit den älteren Generationen, die eine unglaubliche Erfahrung mitbrachten und diese auch gerne teilten, sowohl im Plenum durch ihre Dirigate als auch in Gesprächen. Bei gemeinsamen abendlichen Ausklängen wurden Kontakte ausgetauscht und Einladungen ausgesprochen und es war ein ganz besonderes Miteinander! Wo man anderswo vielleicht Konkurrenzdenken und Wettkampf findet, standen hier die gegenseitige Wertschätzung und das Lernen voneinander im Mittelpunkt, egal auf welchem Niveau sich der Einzelne befand.

Ich blicke also auf eine erfüllende und überaus bereichernde musikalische, wie auch gemeinschaftliche Woche zurück, die es durch ihre Dynamik vermochte, einzelne Menschen und Persönlichkeiten durch ihre Interessen und die gemeinsame Freude an der Musik zu verbinden und ganz oft zu einem ähnlichen Schwingen zu bewegen, was sich im Gesang und gemeinsamen Chorklang ausdrückte.

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