Eröffnung: "WENN DIE BLÜTEN BLUTEN" - Maria Morschitzky

Die Toten sind mächtig. Sie gehen ja nicht auf der Straße umher und zeigen auf den oder jenen, aber sie haben ihre Leidenschaften zurückgelassen, ihren Haß, ihre Schuld, das alles wuchert noch im Fleisch der Lebendigen. Es laufen Fäden von den Gräbern her über das ganze Dorf, unsichtbar gesponnen, unlösbar geknüpft, dein Leben lang entrinnst du der Verstrickung nicht, es zieht und zerrt dich näher und näher. (Karl Heinrich Waggerl, „Das Jahr des Herrn“, 1933)

Suchend nach den Fäden und Verstrickungen begibt sich Maria Morschitzky auf einen Streifzug durch die fruchtbaren Äcker, Gärten und Territorien Karl Heinrich Waggerls. Dessen karg bevölkerte Gebiete erweisen sich mit ihren eng gesteckten Grenzen als überschaubar, dennoch gerät sie im mystischen Dunkel auf verworrene Pfade, wo das Große im Kleinen und Beschaulichen verdächtig aufblitzt. Einer der Fäden führt sie schließlich zu Vorfahren und Zeitgenossen, deren Aufzeichnungen und mythische Anschauung sich in den semiotischen Landschaften des Waggerl’schen Erdenrunds widerzuspiegeln scheinen. Ideologie, organische Wahrheiten, religiöse Symbolik und ein kosmisches Gottesbild verwachsen zu einem Kalenderjahr der Feste und zu Gleichnissen des ersten Erwachens. Ein Lese-Versuch.

Foto: © Maria Morschitzky

Eröffnung am Donnerstag 28. September 2023, 19 Uhr
Einführende Worte von Mareike Schwarz, Kunstwissenschaftlerin Ludwig-Maximilians-Universität München / Akademie der bildenden Künste Wien
Ausstellungsdauer: bis 29. März 2024
Öffnungszeiten: Di, Do und Fr 10 - 17 Uhr

Dieses Projekt ist eines von fünf Ergebnissen der Landes-Ausschreibung "SIMULTAN. Zeitgenössische Kunstproduktion in Salzburgs Regionalmuseen". Unter dem Motto SIMULTAN wurden Künstler*innen aus allen Sparten eingeladen, auf Sammlungsbestände einzugehen, sich mit den Standorten der Regionalmuseen zu verbinden, gesellschaftspolitisch relevante Themen aufzugreifen, Dialoge anzuregen, neue Fragen zu stellen und Impulse aus ihrer künstlerischen Praxis zu geben. Nach den realen Präsentationen in den Museen folgen digitale Rundgänge auf den jeweiligen Homepages. Mehr dazu erfahren Sie unter: kunst-und kulturinitiative periscope